Raumbedarf VHS und Eignung Helene-Lange-Schule

Kiek in! – Keine Entscheidung ohne gesamtwirtschaftliche Betrachtung!

Die Verwaltung legt am 04.04.2023 mit der Drucksache 1078/2018/DS (Raumbedarf VHS und Eignung des Gebäudes der ehemaligen Helene-Lange-Schule sowie Vorbereitung der Ausschrei­bung zur Anmietung eines Berufsschulinternats) der Ratsversammlung einen Antrag vor, der vor der Kommunal­wahl schon endgültige Entscheidungen verlangt.

„Eine Zustimmung würde auf die Zer­schla­gung des Kiek in! hinauslaufen. Eine Gesamt­betrachtung der damit verbundenen Kosten und Einnahmen hat die Verwaltung gleicher­maßen nicht vorgelegt. Sie sind weder für die Stadt noch für die Steuerzahler in irgend­einer Weise überschaubar. So kann man der Drucksache keinesfalls zustimmen. Deshalb bringen wir einen Änderungsantrag dazu ein“ so Ratsherr Andreas Gärtner vom Bündnis für Bürger BfB.

Von der Ratsversammlung eine solche Entscheidung ohne belastbaren Kostenrahmen und ohne Vergleich mit der Alternative vorzulegen, kann nur als unseriös begriffen werden. Die Entscheidung ist keinesfalls alternativlos. Man könnte das Kiek in! am jetzigen Standort erhalten und weiter modernisieren. Es gibt an diesem Standort sogar die Möglichkeit, ein zusätzliches Bettenhaus zu bauen. Das kostet zweifelsfrei Geld. Dafür gibt es aber zumindest Schätzungen, die noch einmal präzisiert werden müssten.

Die Verwaltung plant für den Umzug der Volkshochschule in die ehemalige Lange-Schule derzeit 4,5 Millionen Euro ein. Allerdings stehen weitere Kosten an. Da wäre zum einen die Unterbringung der Abteilungen der städtischen Fachdienste Tiefbau und Grünflächen. Hierfür müssten neue Räumlichkeiten angemietet oder neu gebaut werden. Kosten? Derzeit unklar. Weiter soll ein Internat von einem privaten Investor neu gebaut und dann von der Stadt langfristig angemietet werden. Kosten hierfür werden von Seiten der Verwaltung derzeit mit einem Vergleichsobjekt in Kiel von 2019 vermutet. Aber die Verwaltung hat auf jeden Fall schon mitgeteilt, dass mit Mietsteigerungen zu rechnen wäre. Die VHS bleibt auch dann ganzeinheitlich defizitär für die Stadt. Das sind die vor­läufig erkenn­baren Kosten.

Hinzu kämen indirekte. Die Jugendherberge und der Hostel-Bereich würden am Standort Neumünster zukünftig entfallen, damit auch der Name. Dazu gehört auch die Vermietung der Räumlichkeiten im Kiek in!. Das würde einerseits betriebswirt­schaftliche Opportu­ni­täts­­­kosten in Höhe der entgangenen Einnahmen bedeuten und ander­­seits einen Reputa­tions­verlust für den Standort, auch überregional. Die Höhe all dieser Beiträge ist unklar. Jährlich könnten fünf- bis vielleicht sogar sechsstellige Ergebnisse angesetzt werden. Ein Teil der Ver­mie­tun­gen mag an andere Standorte in der Stadt gehen. Derzeit gibt es aber Synergien durch das Kiek in! am jetzigen Standort. Das Personal kann 24/7 Tage in Bereichen über­lappend eingesetzt werden, der Gastro­nomiebereich ebenso. Beim Wegfall des Kiek in! ständen ein Teil dieser Arbeitsplätze zur Disposition.

Bliebe noch die Betrachtung der Bestandsimmobilie am Standort Gartenstraße. Die kann verkauft werden. Einnahmen dafür? Unklar. Da sie für eine neue Nutzung umgebaut, oder gar abgerissen wer­den müsste, dürfte sich der Erlös in Grenzen halten. Das jetzige Kiek in! – Bestands­gebäude ist für die aktuelle Nutzung in der Vergangenheit bereits in vielen Bereichen gerade für die VHS modernisiert und saniert worden. Diese Investitionen müsste man abschreiben. Schließlich und endlich ist mit klimaschädlichen Emissionen durch den Neubau oder sogar die Neubauten zu rechnen, die mit Sicherheit höher sind, als die Kosten für eine Sanierung oder sogar Erweiterung des Kiek in! am jetzigen Standort.

„Bevor eine endgültige Entscheidung mit dem Umzug der VHS in die ehemalige Helene-Lange-Schule getroffen werden kann, bedarf es auf jeden Fall einer langfristigen (20 Jahre) Betrachtung aller Kosten und Einnahmen“ ergänzt Ratsfrau Esther Hartmann vom BfB.