Wie die Corona-Politik die Reichen immer reicher macht

Eine Betrachtung unseres finanzpolitischen Sprechers Klaus-Peter Voigt

Das Corona-Jahr 2020 hat eine unheilvolle Entwicklung eingeleitet. Gut für die Großen – schlecht für den Mittelstand und die Bürger.

Die Bilanz der Bundesregierung ist ohnehin schon von katastrophalen Fehlentscheidungen (Atomausstieg, Völkerwanderung, Euro-Rettung oder Brexit) und dümmlichen Leerformeln („Wir schaffen das“, „wenn der Euro scheitert, scheitert Europa“) geprägt. Der Verfall der Infrastruktur, des Bildungswesens sowie die versäumte Digitalisierung sind weitere Beispiele ihres Versagens. Dazu kommt eine bislang unvorstellbare Spaltung der Gesellschaft.

Und nun taumelt Deutschland ohne Führung durch die Pandemie. In der Stunde der Not, die angesichts der mittlerweile verfügbaren Impfstoffe eine Stunde der Chance sein sollte, wirkt das Führungspersonal zerstritten und in Machtkämpfe verstrickt. Europaweit und auch innerhalb des deutschen Kabinetts befasst man sich hingebungsvoll mit Kompetenzfragen. Hinzu kommt die Zerstrittenheit der Länder. Diese Spielchen verfehlen inmitten der Pandemie ihre Wirkung.

Mittelstand, Kulturschaffende, Soloselbständige und Familienunternehmer werden von einem Staat, der von Lockdown zu Lockdown stolpert, hart getroffen. Sie stellen bei uns über 70% aller Arbeitsplätze. Der verkorkste Impfstoffeinkauf, die Unfähigkeit zur zeitnahen Massenimpfung und das anhaltende Unvermögen der staatlichen Gesundheitsämter, sich digital zu vernetzen, kommen beim Bürger als klägliches Versagen an. Die Bürger müssen dieses Versagen mit Infizierung oder gar mit dem Leben bezahlen.

Zieht man zum Jahresende 2020 eine Bilanz der Maßnahmen, die die Regierungen gegen die grassierende Pandemie getroffen haben, fällt das Ergebnis ernüchternd aus. Knapp zwölf Monate nach dem Auftauchen der ersten Fälle zeigen die erneuten Lockdowns, dass die bisher unternommenen Anstrengungen ihr offizielles Ziel, nämlich die Eindämmung der Krankheit, ganz offensichtlich verfehlt haben.

Das ist mehr als verwunderlich, denn noch nie in der gesamten Geschichte der Menschheit sind drastischere Mittel eingesetzt worden, um die Ausbreitung einer Krankheit zu verhindern. Noch verwunderlicher allerdings ist das Ausmaß der „Nebenwirkungen“ der getroffenen Maßnahmen.

Die wohl wichtigste und historisch bedeutsamste Nebenwirkung dürfte die vollständige und endgültige Entkoppelung der Finanzmärkte von der Realwirtschaft sein. Obwohl die Weltwirtschaft 2020 die schwerste Rezession der Neuzeit erlebt hat, haben die Finanzmärkte über ein halbes Jahr lang eine historische Rallye hingelegt. Eine solche über Monate andauernde diametrale Gegenbewegung beider Sektoren hat das globale Finanzsystem noch nicht erlebt.

Der Grund dafür ist die bisher größte Geldschwemme durch die führenden Zentralbanken. Sie haben diesmal nicht nur Hunderte von Milliarden, sondern Billionen in den verschiedensten Währungen aus dem Nichts geschaffen und diese entgegen aller offiziellen Beteuerungen erneut nicht in die Realwirtschaft, sondern fast ausschließlich in das globale Finanzcasino fließen lassen.

Diese massive Geld-Erzeugung hat eine gewaltige Vermögenszunahme im Bereich der Ultrareichen bewirkt. Nach Schätzungen des US-Wirtschaftsmagazins Forbes haben die etwa 2.200 Milliardäre der Welt ihren Reichtum in 2020 von 9,5 Billionen Dollar um 20% auf insgesamt 11,4 Billionen Dollar erhöhen können.

Vor allem an der Spitze der Pyramide ist es zu Entwicklungen gekommen, wie sie die Welt noch nicht gesehen hat. Elon Musk, Mitbegründer von Tesla, SpaceX und PayPal, konnte sein Vermögen in weniger als zwölf Monaten um mehr als 110 Mrd. $ auf insgesamt 137 Mrd. $ aufstocken und so in Rekordzeit zum drittreichsten Menschen der Welt aufsteigen. Die Nr. 1 der Großverdiener, Jeff Bezos, Gründer und CEO von Amazon, hat 2020 pro Tag im Schnitt 321 Mio. $ eingenommen und darüber hinaus am 20. Juli 2020 mit 13 Mrd. $ den Rekord für den höchsten jemals innerhalb von 24 Stunden erzielten Vermögenszugewinn einer Einzelperson aufgestellt.

Auch die vierhundert chinesischen Milliardäre (ohne Hongkong) können 2020 als das bisher erfolgreichste Jahr für sich verbuchen. Ihr Vermögen hat sich in dieser Zeit um 750 Mrd. $ auf insgesamt zwei Billionen Dollar erhöht.

Größte Profiteure im Bereich der Unternehmen waren mit weitem Abstand die Digital-Konzerne Apple, Microsoft, Alphabet und Amazon. Apple hat im August 2020 als erstes Unternehmen der Welt einen Börsenwert von zwei Billionen Dollar erreicht. Amazon und Microsoft bringen es zusammen auf über zwei Billionen Dollar. Die drei Megakonzerne sind damit mehr als doppelt so viel wert wie die Gesamtheit aller 763 börsennotierten deutschen Unternehmen.

Ganz anders dagegen ist es in 2020 dem Mittelstand, Kulturschaffenden, Soloselbständigen, Familienunternehmern und nicht zuletzt vielen Arbeitnehmern ergangen. Die Pandemie-Maßnahmen haben sie mit voller Breitseite getroffen. Während große Branchen wie die Luftfahrt- und die Auto-Industrie von den Regierungen mit Milliardenbeträgen für ihre Ausfälle entschädigt wurden, blieben für kleine und mittelständische Betriebe nur Almosen übrig, die in vielen Fällen auch noch verspätet oder gar nicht eintrafen.

Die so entstandenen Probleme kamen insbesondere den Plattform-Unternehmen und damit dem Digitalsektor zugute. Am sichtbarsten war der Erfolg der Lieferdienste, denen sich viele Gastronomiebetriebe auf Grund des Bewirtungsverbotes anschließen mussten und die mittlerweile fast ausschließlich dem Marktführer „Takeaway“ mit Sitz in der Steueroase Amsterdam gehören.

Auch für Firmen wie „booking.com“ oder „Flixbus“ war 2020 ein großartiges Jahr. Obwohl die Hotellerie wie auch das Beförderungsgewerbe stark gelitten haben, werden die überlebenden Betriebe kaum weiter existieren können, ohne sich den Bedingungen von booking.com, dessen Unterfirmen „Expedia“ und „Trivago“, oder im Fall des Busverkehrs den Bedingungen des Digital-Monopolisten Flixbus zu unterwerfen.

Egal, welche Branche man anschaut, überall zeigt sich das gleiche Bild: Kleine und mittlere Unternehmen gehen massenhaft zugrunde und müssen sich entweder den digitalen Marktführern unterwerfen oder sich von Großinvestoren zu Spottpreisen aufkaufen lassen. Die Großen wiederum können ihre Macht über alle Grenzen hinaus ausbauen und weltumspannende Monopole errichten.

Egal, welche Branche man anschaut, überall zeigt sich das gleiche Bild: Kleine und mittlere Unternehmen gehen massenhaft zugrunde und müssen sich entweder den digitalen Marktführern unterwerfen oder sich von Großinvestoren zu Spottpreisen aufkaufen lassen. Die Großen wiederum können ihre Macht über alle Grenzen hinaus ausbauen und weltumspannende Monopole errichten.